Herbstlicher Baum neben Weg, Wasserfarben

Kirchenmusik

Blonde Frau in rotem Jacket Porträt
© Cornelia Klein

Kirchenmusikdirektorin Dr. Kerstin Schatz | Dekanatskantorin| Musikgeragogin

In Ihrer Dissertation widmete sich Dr. Kerstin Schatz der kirchenmusikalischen Arbeit von, für und mit Menschen im dritten, vierten und fünften Lebensalter. Als stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Musikgeragogik hilft sie gerne Interessierten mit Tipps zum Musizieren mit älteren Menschen. 

Sie benötigen Unterstützung rund um das Thema Singen und Musizieren im Alter? Melden Sie sich gerne, wir helfen Ihnen weiter! Schreiben Sie gerne an kerstin.schatz@elkb.de.

Die Bibel und das Gesangbuch bieten uns Christen einen großen Schatz an Hilfestellungen an, die wir selbst und gemeinsam mit anderen nutzen dürfen: vertraute Psalmen, biblische Geschichten, Gebete und Lieder. Besonders hilfreich erweisen sich im Krankheitsverlauf die gesungenen Bibel- und Liedverse, da auch bei nachlassenden kognitiven Fähigkeiten das Erinnern an Musik meist bis zuletzt möglich ist. 

Zuversichtlich zu bleiben und sich in schwierigen Zeiten immer wieder an die sorgsame Führung Gottes zu erinnern, gelingt erfahrungsgemäß beim Singen von vertrauten Liedern. „Weil ich Jesu Schäflein bin“ (EG 593) und „Befiehl du deine Wege“ (EG 361) sind zwei bekannte Beispiele aus dem Evangelischen Gesangbuch. Oder der Taizégesang „Meine Hoffnung und meine Freude“ unter der Nummer 697: „… meine Stärke, mein Licht: Christus, meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht“, heißt es dort in Anlehnung an Jesaja, Kapitel 12.

Ja, wir dürfen vertrauen, dass wir unseren Weg nicht alleine gehen müssen. Wir dürfen getrost sein in allem, „… was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ (EG 637)

 

Kennen Sie das?

Sie hören zufällig die Lieblingsmusik aus Ihrer Jugend im Radio. Die vertraute Musik bringt etwas in Ihnen zum Klingen: Sie haben spontan Lust mitzusingen, Ihr Körper bewegt sich wie von selbst zu den bekannten Klängen. Ihre Laune hebt sich, Sie spüren das besondere Lebensgefühl von damals, haben Bilder von Personen und Situationen vor Ihrem inneren Auge und schwelgen in Erinnerungen.

Diese klangliche Brücke in die eigene Vergangenheit ist eine wertvolle Eigenschaft von (Kirchen-)Musik. Wir laden Sie ein und möchten Sie dazu ermutigen, diesen Schatz zu nutzen, denn Musik trägt nachweislich zu einem besseren Lebensgefühl bei. Wissenschaftliche Studien belegen, dass alle musikalischen Tätigkeiten – Musik hören, singen, musizieren mit Instrumenten, tanzen etc. – bei Demenzerkrankten u. a. Teilnahmslosigkeit und Ängste deutlich reduzieren können. Kirchenmusik stärkt dabei in besonderer Weise das Wohlbefinden, weil in ihr Musik mit christlichen Inhalten verknüpft ist, die Geborgenheit, Trost und Zuversicht vermitteln.

Christliche Erinnerungsgemeinschaft und kirchliche Traditionen: Musik als Kraftquelle in der Demenz

Ein tröstliches Bild, das uns dieser Vers aus Psalm 23 zeichnet: Ich werde geführt, Gott ist an meiner Seite und begleitet mich auf meinem Lebensweg. In seiner liebevollen Nähe kann ich getrost in die Zukunft gehen, auch wenn ich selbst den Weg, der vor mir liegt, nicht kenne.

Diese Zuversicht auf die lebenslange Wegbegleitung Gottes kann für Demenzerkrankte und ihre Angehören eine Kraftquelle sein. Ein Anker in einer schwierigen Lebensphase, die viele Fragen aufwirft und Ängste mit sich bringt: Was wird mich und meine Lieben erwarten? Wie geht es weiter auf meinem Weg? Wer und was hilft mir, wenn ich die Orientierung verliere und nicht mehr weiter weiß?

Entscheidend für die wohltuenden Effekte von Musik sind ihr sensibler, situativ sinnvoller Einsatz und die persönlichen musikalischen Erfahrungen und Vorlieben der Demenzerkrankten: Welche (Kirchen-)Musik begleitete sie bisher durchs Leben? Gibt es Lieblingslieder, -choräle, -musikstücke? Welche kirchlichen Feste waren/sind von besonderer Bedeutung und welche Musik wird damit in Verbindung gebracht?

Weiterführende Informationen:

Deutsche Gesellschaft für Musikgeragogik

dg-musikgeragogik.de/

Bundesinitiative Musik und Demenz 
musik-und-demenz.de